Aus dem Buch: Friedrich P. Graf: Kritik an der Arzneiroutine bei Schwangeren und Kindern

Eine der häufigsten Arzneiverordnungen in der Schwangerschaft ist das Eisen. Kaum eine Schwangere bleibt von diesem Thema verschont. Auf Rückfragen erfahre ich häufig, daß „Eisen" nicht als Medikament sondern als ungefährlicher Nahrungsbestandteil angesehen wird. Viele Frauen schlucken kritiklos, was ihnen in den Arztpraxen verordnet wurde. Die Verordner folgen ebenso kritiklos der eindringlichen Pharmawerbung. Allein ein Abfallen des „Hämoglobinwertes" (Konzentration des roten Blutfarbstoffes) unter 12,0 g% Hb (einige bereits ab 13,0) veranlaßt die Eisenverordnung.

Da wird kaum mehr hinterfragt noch der gemessene Wert überprüft oder mit Beschwerden korreliert. Die Schwangere bekommt auf diese Tabletten Magen-Darm-Beschwerden und Verstopfung als Ausdruck ihres geringen Eisenbedarfes.

 

Persönlichkeitsentwicklung (siehe hier homöopathisches Eisen-Arzneibild). Jede unnötige und einseitig überzogene Arzneimaßnahme löst etwas aus. Die schweren Schädigungen zwingen früh zum Handeln, die subtilen Effekte warten Jahrzehnte auf ihre Akzeptanz.

Eisen entstammt dem Erdinneren (oder gelang in Form der Meteoriten auf die Erde) und findet sich als zweithäufigstes Metall (nach Aluminium) und als vierthäufigstes Element (nach Sauerstoff und Silizium) im Lebensbereich des Menschen. Wegen der Schmiedbarkeit und Härte begleitet Eisen als Werkzeug, als Baustoff aber auch als Waffe die Kulturentwicklung der Menschheit. Mit Eisen läßt sich der Wirkungsradius der Armkraft erheblich vergrößern. Mit Eisen verbinden sich Durchsetzungsvermögen und Willenskraft und in der Geschichte der Menschheit der Freiheitsbegriff. Eisen wirkt magnetisch und „entscheidet" sich sofort für intensive Anziehung oder Abstoßung.

 

Eisen ist ein unedles Metall, das heißt, es verbindet sich leicht mit anderen Partnern und besonders gern mit Sauerstoff, was im Ergebnis zum Rosten, zur Korrosion führt. Biochemisch kennen wir zweiwertiges (Fe++) und dreiwertiges (Fe+++) Bindungseisen. Der Wechsel von der Zweiwertigkeit in die Dreiwertigkeit und zurück geschieht durch die Aufnahme wie Abgabe eines Elektrons: die biochemische „Redoxfunktion" (Reduktion und Oxydation).

 

Diese Qualität macht Eisen zum wichtigen Partner in der Energiegewinnung im Atmungsprozeß der belebten Welt (Eisen hilft beim Sauerstofftransport). Die Pflanzenwelt atmet umgekehrt wie der Mensch. In der Photosynthese wird aus Sonnenlicht, Wasser und Kohlendioxyd, (unter Mithilfe von Chlorophyll-, Magnesium und dann auch Eisen) Stärke und Sauerstoff. Grüne Pflanzen benötigen daher Eisen und dienen dem Menschen als Eisennahrungsquelle (Salate, Gemüse, Krauter und besonders Petersilienblätter, alle „roten" Gemüsesorten wie Karotten, Tomaten, Rote Beete sind besonders eisenhaltig). Die Tierwelt und der Mensch veratmen Sauerstoff unter der Mithilfe von Eisen, im roten Blutfarbstoff im Blut (Hämoglobin) und im Muskel (Myoglobin) sauerstofftransportierend und in den Zellen als Cytochrome -wie in der Pflanzenwelt- energiegewinnend. Aus dem Verzehr von Muskelfleisch kann der Mensch die Eisenaufnahme fast verdoppeln, belastet sich dabei aber mit erheblich mehr und verwandterem Fremdeiweiß. Tierische Eisenquellen sind besonders Leber und Eigelb. Von dem Genuß von Tierleber kann leider(!) wegen der Schadstoffspeicherung heute nur noch abgeraten werden!

 

 Ein 70 kg schwerer Mensch besitzt circa 5 g Gesamteisenbestand. Hiervon sind 3/4 im roten Blutfarbstoff eingebunden (Hb-Wert) in den roten Blutzellen (70% in Erythrocyten, 3,5% im Myoglobin des Muskels) und 1/4 (25%) im Ferritin (Speichereiweiß) in den Organspeichern in Leber, Milz, Knochenmark und anderen.

Im Blut ist Eisen an ein Transporteiweiß gebunden (nur 0,1% am Transferrin), um jederzeit verfügbar zu sein. (7)

 

Eisen ist für den Menschen unverzichtbar, da über Atmung und Energiegewinnung Stoffwechsel, Leistungsfähigkeit und Leben abhängen. Ein Zuwenig führt zu Krankheiten (Anämie, Blutarmut) wie auch ein Zuviel (Hämosiderose, Leberveränderung durch Eisen-Überladung). Weiterhin werden negative Einflüsse durch zu hohe Blut-Eisenspiegel auf das Herz-Kreislaufsystem und auf Begünstigung von Krebswachstum diskutiert. (8)

 

Im Dünndarm findet die Eisenaufnahme statt, und die kann in differenzierter Weise von 10% aus der Nahrung bei Bedarf auf über 30% gesteigert werden! Dieser dynamische Aufnahmemechanismus kann beeinträchtigt werden durch:

- Dünndarmschädigungen

- Antibiotika

- Antazida (Magensäure-dämpfende Arzneien)

aber auch durch Fehlernährung bzw. einseitiger Ernährung mit einem Zuviel an

- Phosphaten (in Limonaden, Fertiggerichten, Fast-Food, als Lezithine in Kunst

nahrung)

- Oxalaten (in manchen Obst- und Gemüsesorten wie Rhabarber oder Spinat)

- Tannin (im Schwarztee)

- Phytinen (aus Getreide in Rohkostform)

- Alginate (aus „Instant"-Produkten wie Pudding oder Suppen)

- Eisengaben, wenn diese unnötig sind.

 

Die Betreffende entwickelt Magen-Darmbeschwerden als direkter Ausdruck dieser Unverträglichkeit.

Die Gesamtbilanz wird in der Schwangerschaft und in Wachstumszeiten durch gesteigerten Bedarf, in anderen Zeiten häufiger durch Blutverluste (Periode, Blutungsquellen) belastet.

 

Eine weitere entscheidende Funktion des Eisens ist bis hierher noch nicht zur´Sprache gekommen: der Einfluß von Eisen in der Abwehr (Immunsystem). Auch Bakterien haben Energiebedarf und benötigen für ihre Arbeit Eisen. Daher ist Eisen im Menschen so sorgfältig an und in Eiweiß eingebunden und nur in kleinster Menge (0,1%) zirkulierend, überwiegend gebunden an das Transportprotein (Transferrin). Im Infektfalle wird das verfügbare Eisen in die Depots eingelagert, was der Abwehr bei ihrer Krisenbewältigung hilft. So geht auch ein vertretbarer Bluteisenmangel mit erhöhter Widerstandsfähigkeit einher. Frauen sind nach der Periode widerstandsfähiger, infektresistenter als vorher.

 

Auch der Blutverlust durch die Geburt bedeutet einen gewissen Infektschutz für das Wochenbett. Hier sind Eisengaben meistens unsinnig wie auch nach durchgemachten Infektionen (Infektanämie); die relative Blutarmut als natürlicher Schutz erschwert den Rückfall (Rezidiv).

 

Auf die Beschwerden des echten Eisenmangels in der Schwangerschaft sollte besonders geachtet werden, um diese Bedürftigkeit für Eisen rechtzeitig auszugleichen. Dies sollte nicht im ersten Trimenon (ersten drei Monate) der Schwangerschaft geschehen. Ohnehin verhindern Übelkeit und Erbrechen derartige regelmäßige Medikamenteneinnahmen und schützen den Embryo, bis dieser in der 12. Woche seine verletzbare Organentwicklung abgeschlossen hat. Nach der 12. - 14. Schwangerschaftswoche (Beginn des zweiten Trimenons), so das Ziel ganzheitlicher Schwangerschaftsbetreuung, soll die Frau sich rundum wohl fühlen!

 

Subjektive Eisenmangelbeschwerden können sein:

- Mattigkeit, Müdigkeit, rasche Erschöpfung

- Konzentrationsschwäche

- Atemnot bei körperlichen Belastungen (z.B. Treppensteigen)

- Schwindel beim Aufrichten vom Liegen

- pochende Kopfschmerzen bei Arbeiten, sowie Pulsbeschleunigung und

Ohrensausen

- Kälteempfindlichkeit zunehmend

- leichte Erregbarkeit mit plötzlichem Erröten bei chronischer Blässe, später

stumpfe, brüchige Haare und Nägel

 

Die objektiven Eisen-Laborbefunde bedürfen einer differenzierteren Betrachtung, denn ein abfallender „Hb-Wert" (roter Blutfarbstoff, Hämoglobin) heißt in der Schwangerschaft nicht automatisch Blut- und Eisenmangel. Zu Beginn der Schwangerschaft sollte unbedingt mit der ersten Blutprobe neben dem Hb-Wert der Ferritin-Wert bestimmt werden. Der Eisenspeicher (Ferritin) beschreibt die Ausgangslage und ermöglicht bei Normalwert abwartendes Verhalten, wenn der Hb-Wert später sinkt (unter 12,0 g%) und die Frau keinerlei Beschwerden hat, d.h. sich uneingeschränkt tatkräftig und wohl fühlt. Hb-Werte unter 10,0 g% bis 9,0 g%, wie diese im dritten Trimenon vorkommen können, sind dann immer noch unbedenklich.

 

Denn in der Schwangerschaft steigt das gesamte flüssige Volumen an, so daß Konzentrationsmessungen logischerweise abnehmen, ohne daß „Mangel" vorliegen braucht. Hier helfen zwei weitere Untersuchungsparameter zur Klärung: Der Hämatokrit-Wert (Hkt) besagt das Verhältnis der festen Zellbestandteile zu dem gesamten Volumen und sinkt zum Ende der Schwangerschaft ab (Verdünnung!). Diese Entwicklung ist sinnvoll, weil hiermit der Durchströmungsdruck (Perfusionsdruck) im Mutterkuchen gegen Ende der Schwangerschaft aufrechterhalten werden kann. Am Geburtstermin ist ein Wiederansteigen des Hb-Wertes über 12,0 und damit die Zunahme der Konzentration im Blut ein eher ungünstiges Zeichen.

 

Ein vierter Wert hilft genau hinzusehen, der MCH-Wert (mittlere Konzentration an Hämoglobin pro einzelnem Erythrocyt (= rotes Blutkörperchen)) beschreibt die durchschnittliche Beladung des roten Blutkörperchens mit rotem Blutfarbstoff und beantwortet die Frage bei Blut Verdünnung, ob denn nun definitiv Mangel in der Zelle besteht. Läge ein wirklicher Eisenmangel vor, so würde auch der MCH abfallen. Die letzte Entscheidung zur Eisenaufnahme würde die subjektive typische Symptomenlage geben.

 

Dann könnte zunächst eine Ernährungsberatung und eine sanftere (pflanzliche) Eisenzufuhr (z.B. „Kräuterblutsaft, Floradix"") versucht werden, ebenso eine homöopathisch harmonisierende Therapie zur Behebung der Funktionsschwäche. Ein echter Eisenmangel ist in der Schwangerschaft nicht so häufig, wenn eine „bewußte" Mischkost (unter Einbeziehung von Milchprodukten und Ei), die nicht Fleisch enthalten muß, eingehalten wird. Wenn Schwangerschaften schnell aufeinanderfolgen, ist leicht der Ferritin-Wert abgesunken (unter 12,0) und eine Eisengabe bei abfallenden Hb-Werten (unter 11,0) und beginnenden Beschwerden möglichst

früh im zweiten Trimenon angezeigt. Hier wäre wieder zuerst die Einnahme von Kräuterblutsaft und wenn keine Besserung einsetzt, die Eisengabe (als Fe ++ = zweiwertiges Eisen) als letzte Konsequenz zeitbegrenzt (z. B. vier Wochen) möglich.

 

Warum sollte die Eisenfrage denn so streng gehandhabt werden? Hier nun eine homöopathische Antwort:

Wir kennen die Gegensätzlichkeit von Eisen und Kupfer im menschlichen Organismus. Messen wir ansteigende Eisenwerte, fallen die Kupfer-Blutwerte - und umgekehrt natürlich. Kupfer ist ein Metall, das in der Homöopathie gut bekannt ist. In seinem Arzneibild steht es für schwere Krämpfe, Kälte und Abkühlung, sowie für Atmungsstörungen,

vom Gehirnzentrum ausgehend. Im gesunden Zustand garantiert Kupfer Entspannung, Wärme und ruhiges Atmen. Kupfer wird von den Astrologen dem Planet Venus zugeordnet; Venus steht für die Liebe, und die „Venus" entstieg bei Zypern (Hauptkupferfundort der Antike, Cyprium —> Cuprium, daher der Name Kupfer), so die Sicht der Griechischen Mythologie, dem Meere.

Mit Kupfer in harmonischer Funktion wird „Liebe" und Schwangerschaft erst möglich. Mit zuviel Kupfer in mineralischer Belastung wird Empfänglichkeit behindert (Kupferspirale), wie auch durch zuviel Oestrogene, die typischen weiblichen- und Schwangerschaftshormone. Nun beobachten wir mit den Schwankungen der Oestrogenspiegel im Blut parallel einhergehende Kupfer-Blutspiegel und immer entgegengesetzte Eisenspiegelschwankungen. 

 

Die funktionielle Betrachtung offenbart eine biologische Zweckmäßigkeit, einen Sinn: Mit dem kontinuierlichen Ansteigen der Schwangerschafts- Oestrogenkonzentration im Blut bis zum Geburtsmaximum, kommt es zum Mitansteigen des Kupfers und Absinken des im Blut gemessenen Eisen mit mäßigem aber wohl zweckmäßigem Absinken der Eisenverfügbarkeit für die Blutneubildung im letzten Schwangerschaftsdrittel. Am Ende der Schwangerschaft enthält die kindliche Leber als Hauptspeicherorgan eine Gesamtkupfermenge pro Gewichtseinheit

von 7-8 mal mehr als die entsprechende Gewichtseinheit beim nicht schwangeren  Menschen. Das Neugeborene wird folglich gesteigert „kupferempfindlich" sein, was die bewährte Anwendung von homöopathischen Cuprum metallicum -Potenzen in der ersten Lebenswoche bei Kältekrisen, Krampfbereitschaft und Atmungsaussetzen (leichtes Blauwerden) unterstützt.

 

Für die zweite Schwangerschaftshälfte wird die Bedeutung des Eisens natürlicherweise immer weiter zurückgenommen und wir tun gut daran, für eine störungsfreie Geburt diesen Sachverhalt zu würdigen und zu

respektieren. Hier sollte dann mit Eisengaben in Arzneiform gegeizt werden und schon garnicht gespritzt! Die Geburt, das natürliche Ende der Schwangerschaft, ist durch Wehen, Krampfschmerzen, Atmungsprobleme, Intensivierung des Unterbewußtseins, Dominanz der Intuition, Lösen der Selbstkontrollen und Freigeben des Kindes aus dem Unterleib (deutliche „Kupferthemen") charakterisiert.

 

Kupfer dient den weiblichen Zielen.

Eisengaben steigern die Eisenmenge im Blut und auch die Blutbildung, die Blutgefäßvölle, den Blutdruck, die Pulsvölle und die Arbeitslast für das Herz. Die typischen Eisenthemen sind der starke Wille, das Mit-Macht-Wollen, die „Hauruck"- Entscheidungen, die Starrheit und Unflexibilität, welche die Geburt unerträglich behindern und zu häufigen operativen Notentbindungen führen können. Dann würde die zuvor angestrebte Blutüberfülle zwingend wieder freigegeben. Kurz: Eisen dient den männlichen Zielen.

 

 

Die Homöopathie

hilft, Einblick in die Gefahr des Zuviel an Eisen, die Eisenüberbelastung, zu gewinnen. In den Eisenprüfungen in kleinen Mengen bei gesunden Menschen wurden beispielhaft folgende Symptome von „Eisenvölle" gewonnen:

- die Adern am Kopf schwellen an

- es steigt Druck nach dem Kopf, hämmernde Kopfschmerzen

- Wüstheit im Kopf und Kopfweh, als wäre das Gehirn zerrissen

- süßlicher Geschmack im Mund wie von Blut

- Nasenbluten abends, beim Bücken

- Völlegefühl im Bauch

- Mensesblutung doppelt so stark

- Blutandrang zur Brust

- im Gemüt Heftigkeit, Zanksucht, Rechthaberei, Streit, aber auch Ängstlichkeit, als

wenn sie etwas Böses begangen habe

- im Oberarm ein Spannungsgefühl, daß man die Faust ballen und zeigen muß.

- Träume von Krieg, von Gewalt bis daß das „Blut spritzt", lebhafte beunruhigende

Träume

 

Hier werden durchweg Themen von Blut, Blutandrang, Spannung, Kampf- und Gewaltbereitschaft beschrieben, die ebensowenig zur Geburt passen. Es ist traditionell die Aufgabe des Mannes, unter der Geburt die Frau abzuschirmen, vor Gewalt von außen zu schützen, damit sie entspannen kann und sich gerade um derlei Eisenthemen absolut nicht

zu kümmern braucht.

 

In ärztlicher Erfahrung steht, daß unnötige Eisengaben Blutanstau mit Völle und verstärkte Abblutung unter der Geburt bewirken. Sparsames Umgehen mit Eisen schützt Geburt und Wochenbett, fördert geringe Blutverluste und verhilft der Frau zu ihrem positiven Geburterlebnis.

In der Stillzeit wird der Säugling von der Mutter perfekt versorgt. Werden alle Impfungen zurückgestellt (siehe Info „Impfentscheidung"), werden Infekthäufungen weitgehend vermieden und der Druck auf die Eisenverfügbarkeit im Blut bleibt gering, unnötige Infektanämien werden damit zum Vorteil des Kindes vermieden. Mit der Zufütterung müssen wieder Qualitätsanforderungen an die Nahrung allgemein gestellt werden, um nicht nur den Eisenhaushalt zu garantieren.